Betroffene berichten

Interview-Broschüren zu Alltagsrassismus in Potsdam und Cottbus

„Wie ein Fisch im Aquarium.“
Alltagsrassismus in Cottbus (2021)
Wie ein Fisch im Aquarium, ein Beobachtungsobjekt, so fühlte sich eine der für diese Broschüre interviewten Personen, als ein Cottbusser Busfahrer sie grundlos aus dem Bus warf und selbst ihre weiße, deutsche Freundin nicht einschritt. Situationen wie diese waren und sind in Cottbus immer noch Alltag für Menschen, die nicht als weiß und damit zugehörig wahrgenommen werden. Die Gesprächsprotokolle in dieser Broschüre zeigen einen kleinen Ausschnitt dieser Erfahrungswelt.

Die Interviews wurden ab Ende 2020 geführt. Sie spiegeln die Erlebnisse und Wahrnehmungen von Cottbusser:innen verschiedenen Alters, Geschlechts, sozialen Status und Herkunft wider. Die Interviewten leben teils seit Jahrzehnten, teils erst seit wenigen Jahren in Cottbus. Sie alle eint, rassistische Anfeindung, Ausgrenzung und mitunter Gewalt in ihrer Stadt erfahren haben zu müssen. Ihre Reaktionen darauf reichen von dem Wunsch, Cottbus zu verlassen bis hin zu intensiver, langjähriger Arbeit gegen Rassismus, für ein von Respekt geprägtes Zusammenleben der Stadtgesellschaft.

Mit dieser Broschüre möchten wir rassistische Diskriminierung und Gewalt in Cottbus darum nicht nur sichtbar machen, sondern auch Betroffene in ihrem Widerstand dagegen bestärken. Nicht zuletzt möchten wir alle Cottbusser:innen und alle Leser:innen dazu ermutigen, sich mit eigenen rassistischen Vorurteilen, Bildern und Stereotypen auseinanderzusetzen und die Arbeit gegen Rassismus und Diskriminierung mit ihrem eigenen Beitrag zu unterstützen. Denn Rassismus betrifft uns alle und nur zusammen können wir eine lebenswertere (Stadt-)Gesellschaft schaffen.

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»Viele trauen sich nicht, die Dinge anzusprechen«
Alltagsrassismus in Potsdam (2013)
Im Jahr 2009 veröffentlichte die Opferperspektive die Broschüre »Eigentlich fühle ich mich wohl hier« über Alltagsrassismus in Potsdam. Vier Jahre später wurden erneut Potsdamerinnen und Potsdamer interviewt, die Ausgrenzung und Diskriminierung auf Grund ihrer Hautfarbe, ihrer Sprache oder ihrer Herkunft erlebt haben. Viele von ihnen leben gern in dieser Stadt und fühlen sich als PotsdamerInnen – eigentlich.

Ihr Alltag aber ist immer wieder von rassistischen Vorurteilen, Handlungen und Anfeindungen bestimmt. Für MigrantInnen, Eingewanderte oder nicht-weiße Deutsche sind öffentliche Räume in Brandenburg immer schon Angsträume; Orte, an denen sie Diskriminierung und Ausgrenzung erfahren und an denen sie öffentlich als »anders« und als »nicht dazugehörig« angesehen werden. Dabei ist Alltagsrassismus von außen nicht immer sichtbar, ein böser Blick oder ein unfreundliches Wort an der Kasse, eine hingehaltene Banane oder ein abwertender Blick wird von Dritten kaum wahrgenommen. Die Ausgrenzung erfolgt oft subtil, nichtsdestotrotz wirkt sie ähnlich verletzend wie offen geäußerte Ablehnung. Die in der Broschüre geschilderten Erfahrungen der Betroffenen stehen exemplarisch für die Vielschichtigkeit von rassistischer Diskriminierung. Sei es am Arbeitsmarkt, wenn ein (vermeintlicher) Migrationshintergrund die Chancen auf eine Einstellung mindert, oder sei es bei der Wohnungssuche. Mit der Broschüre soll sichtbar gemacht werden, wie Rassismus und Diskriminierung auf die Betroffenen wirken, die mit ihnen leben müssen. Die Einblicke sollen den Betroffenen Mut machen, sich gegen Diskriminierung zu wehren und ein Appell an uns alle sein, sie darin zu unterstützen.

 

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Eigentlich fühle ich mich hier wohl.
Alltagsrassismus in Potsdam (2009)
Sieben Potsdamer:innen berichten in dieser Broschüre von alltäglichen Rassismus-Erfahrungen in ihrer Stadt. Der sich anschließende Text „Integrationsbestrebungen der Stadt Potsdam“ diskutiert die damaligen städtischen und stadtgesellschaftlichen Bemühungen, diesem Rassismus entgegen zu treten und allen Menschen in Potsdam ein gleichberechtigtes, gutes Leben in einer sich selbst als weltoffen verstehenden Kommune zu ermöglichen.

 

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